Alleinsein - Für introvertierte Menschen wie mich eine der schönsten Zustände. Für viele Extrovertierte, und vielleicht auch die ein oder andere ambivertierte Person, eine kleine Herausforderung. Denn was soll man schon alleine machen? In der Gemeinschaft ist es doch viel schöner! Was ist so toll am alleine sein?
Uns Introvertierten fällt hierzu bestimmt so einiges ein. Und dennoch hadern auch wir manchmal damit.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es einem ein schlechtes Gewissen bereiten kann, wenn man sagt, dass man Zeit für sich braucht. So ging es mir früher oft. Beziehungsweise habe ich das früher eher weniger kommuniziert gegenüber meinem Partner oder meinen Freunden.
Denn wir Menschen sind Rudeltiere und wollen ungern vom Rudel ausgeschlossen werden. Daher tut man einiges, um weiterhin von diesem anerkannt zu werden. Auch wenn das heißt, dass du manchmal Dinge tust, die entgegengesetzt von dem sind, was du eigentlich gern machen würdest. Du sagt manchmal also einem Treffen zu, obwohl du lieber Zeit daheim für dich verbringen möchtest.
Dir jedoch bewusst Zeit für dich und nur mit dir einzuräumen, kann sehr wohltuend für deine eigene Selbstbeziehung und dein Selbstbewusstsein sein.
Ich möchte mit diesem Post dich, introvertierte Person, dazu ermutigen, hinter deinem Alleinsein-Wollen zu stehen und es einzufordern, wenn du es brauchst (abhängig von und im Einklang mit deinen Verpflichtungen und Umfeld natürlich). Die Argumente fürs Alleinsein, die ich weiter unten mit dir teile, können dir dabei helfen.
Vielleicht inspiriert dieser Artikel auch nicht Introvertierte dazu, sich Zeit zum Alleinsein zu nehmen. Beziehungsweise, falls du verlernt hast alleine zu sein (oder es nie gelernt hast), dich dem Alleinsein und damit auch dir wieder mehr zu nähern.
Doch bevor ich einige der Vorteile des Alleinseins mit dir teile, möchte ich kurz darauf eingehen, warum es manchen Menschen vielleicht schwer fällt, alleine zu sein.
Alleinsein ist einsam
Manchmal assoziieren Menschen unter Alleinsein hemmende Gefühle wie Einsamkeit.
Dabei bedeutet alleine zu sein erst einmal nur, dass in dem Moment keine weitere Person als du selbst da ist (z.B. wenn du alleine Auto fährst). Einsam kannst du dich jedoch auch unter Menschen fühlen - wenn du dich isoliert oder ausgegrenzt fühlst beispielsweise.
Doch diese eher schmerzliche Assoziation des Alleinseins kann hemmend sein und Menschen davon abhalten sich dafür Zeit zu nehmen.
Doch Alleinsein schließt soziale Kontakte nicht aus. Es bedeutet nicht, dass ich als Introvertierte 24/7 alleine bin. Ich verbringe sehr gerne Zeit mit meinen Liebsten, gehe gern mal was trinken und vernetze mich. Ich habe auch jeden Tag Kontakt mit Klienten von mir und tausche mich aus. Dennoch erlaube ich mir Pausen von sozialen Kontakten und einen Check-In in mir.
Wie in vielen Bereichen des Lebens lautet es hier: Balance is key.
"Ich verpasse etwas."
Durch Social Media und die Art der heutigen Kommunikationswege bekommst du vielleicht den Eindruck, immer erreichbar sein zu müssen. Der ständige Griff zum Handy, um zu checken was es Neues gibt, passiert irgendwie schon völlig ferngesteuert.
Die "Angst etwas zu verpassen" wird immer mehr geschürt.
Was würde passieren, wenn du mehrere Tage nicht auf dein Handy schaust? Was macht dieser Gedanke mit dir? (Journal it out)
Wir sind mittlerweile so verschmolzen mit unseren Telefonen und abhängig von den Dopamin-Kicks, die unser Gehirn ausschüttet, wenn wir z.B. eine neue WhatsApp-Nachricht bekommen oder einen weiteren Like unter dem letzten Instagram Post. Dadurch fällt es immer schwerer sich mal bewusst Zeit zum Offline sein zu nehmen, um wirklich mit sich zu sein.
"Fear-of-missing-out" kann dazu führen, dass du einer Aktivität, die deine Freunde geplant haben, zusagst, obwohl du gerade richtig viel um die Ohren hast. Doch "nur" deswegen möchtest du nicht Nein sagen und damit eventuell riskieren, den Anschluss zu verlieren.
Dieses ständige "Dabei-sein-wollen" kann jedoch Druck und Stress verursachen. Denn neben all deinen To-Dos auch noch Platz für all die sozialen Aktivitäten zu finden, lässt kaum Platz für Pausen und Ruhe. Es entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Alleinsein und Gemeinsamkeit.
Hier gilt es das Gleichgewicht wieder herzustellen.
Welche Vorteile hat es, öfter mal alleine zu sein?
1. Du stärkst dein Selbstbewusstsein
Wenn du alleine bist, dann schaffst Raum für deine eigenen Gedanken und Gefühle, erlebst dich bewusster und hast die Möglichkeit wahrzunehmen, was gerade in dir vor geht.
Wenn du in Gesellschaft bist oder mal wieder tief in deinen Verpflichtungen versunken, dann passiert vieles in dir, was du gar nicht bewusst mitbekommst, weil deine Aufmerksamkeit woanders liegt. Manchmal wunderst du dich dann vielleicht, warum du plötzlich mal überreagierst oder dich abends traurig fühlst.
Doch du hast dir tagsüber nicht die Zeit genommen, bei dir selber mal einzuchecken, um zu schauen was du gerade denkst und was du fühlst. Dabei ist das so wichtig.
Denn deine Gedanken formen deine Realität.
Wenn du mit dir alleine bist, hast du die Möglichkeit, deine Gedanken zu beobachten und sie aktiv zu analysieren. Du wirst dir bewusst was in dir vorgeht und hast somit die Möglichkeit herauszufinden, wo du ansetzen kannst, wenn du z.B. etwas in deinem Leben ändern willst.
Es gibt Menschen, die sich regelrecht vor dem Alleinsein flüchten, da sie es unangenehm finden mit den eigenen Gedanken und Gefühlen zu sein. Und ja, nicht immer wirst du fördernde Gedanken haben und unendliche Dankbarkeit fühlen. Doch du darfst dir erlauben alle Gedanken und Gefühle einzuladen, denn sie gehören genauso zu dir, wir die, die dir gefallen. Du brauchst dich jedoch nicht in diesen verlieren. Dennoch hast du die Möglichkeit, wenn du auch diese betrachtest, herauszufinden, was dich gerade z.B. so unzufrieden sein lässt oder warum du traurig bist.
Dein Selbstbewusstsein wird gestärkt. Und je öfter du in dir eincheckst, wenn du alleine bist, umso besser kannst du auch in dir einchecken, wenn du unter Menschen bist und auch hier bewusster mit deinen Gedanken arbeiten.
2. Du machst bewusst eine Pause
Dein Gehirn braucht ein Wechselspiel zwischen Zeiten von Anspannung und von Entspannung.
Du kannst keine dauerhaft gute Leistung hervorbringen, wenn du dir keine Pausen allein für dich gönnst. Das heißt, gestalte dein Alleinsein so, dass du keinen äußeren Reizen ausgesetzt bist. Kein Fernseher, kein Radio, kein Internet, kein Handy. Kein Input und keine Impulse von außen.
Erlaube dir auch ganz präsent in dieser Pause anzukommen und in diesem Moment zu sein. Damit ermöglichst du dir auch von deinen Herausforderungen, Sorgen und Ängsten eine Pause zu machen.
Damit gibst du dir die Möglichkeit wirklich mal abschalten zu können. Du machst eine bewusste Pause von allem.
Wenn du das Gefühl hast, dass dir hierbei daheim die Decke auf den Kopf fällt, weil es ungewohnt ist komplett in dieser Stille zu sein, dann verbinde deine bewusste Pause gerne mit einem Ausflug in den Wald. Hier erdest du dich und tankst neue Energie.
3. Du lernst deine Bedürfnisse kennen
Unser Alltag ist sehr schnelllebig und nicht selten eher hektisch. Ein Termin jagt den nächsten, deine To-Do-Liste ist ellenlang, du bist ständig im Austausch mit anderen über Social Media und nach dem Feierabend triffst du dich zum Abendessen oder zum Sport. Du bist sehr viel im Außen und bekommst fast ununterbrochen neue Eindrücke und Impulse von dort. Und du bist die ganze Zeit am Machen. Dies kann auch dazu führen, dass du auch oft im Vergleich mit anderen Menschen bist und oft geschieht dieser eher unbewusst.
Was hierbei passiert? Du bist abgelenkt von dem, was du eigentlich brauchst. Du nimmst gar nicht wahr, welches Bedürfnis gerade eigentlich erfüllt werden möchte. Das führt dazu, dass du z.B. Dinge kaufst, die du gar nicht brauchst, dir etwas zu Essen holst, was dir eigentlich nicht gut tut und du fremdgesteuerte Entscheidungen triffst.
Mit dem letzten Punkt meine ich, dass durch den ständigen Kontakt mit anderen und dass, was du von anderen siehst, du manchmal vielleicht gar nicht mehr unterscheiden kannst, ob das wofür du dich entscheidest, wirklich das ist, was DU brauchst und willst. Oder ob das eher der Weg einer anderen Person ist.
Wenn du dir Zeit mit dir allein nimmst, dann hast du die Möglichkeit deine eigenen Bedürfnisse kennenzulernen. Welches Bedürfnis ist gerade unerfüllt? In welchen Lebensbereichen sind deine Grundbedürfnisse nach z.B. Sicherheit erfüllt? Wenn du weißt, was DU brauchst kannst du die passenden Hebel in Bewegung setzen, damit du dein Bedürfnis nachhaltig erfüllen kannst.
4. Du schaffst Raum für Kreativität und Produktivität
Stille ist der wichtigste Part im Schöpfungskreislauf, denn hier schaffst du Raum für neue kreative Impulse, egal ob für ein Projekt im Job oder für eine Lösungsidee für deine Herausforderung. Wenn du nur mit dir alleine bist, bist du unabgelenkt von anderen Meinungen und Inputs und hast die Möglichkeit, dich mit deiner eigenen Kreativität zu verbinden.
Wenn du jetzt sagst: "Ich bin aber nicht kreativ.", dann kann ich dir sagen, auch du bist kreativ. Vielleicht hast du im Laufe des Erwachsenwerdens deine ureigene Kreativität nur irgendwo vergraben oder vergessen. Nutze die Zeit mit dir alleine doch gerne für eine kreative Tätigkeit wie Malen, kreatives Schreiben, ein Instrument spielen, Häkeln - was auch immer du gerne einmal ausprobieren oder wiederbeleben möchtest,
Diese Verbindung mit deiner eigenen Kreativität kann dir im Alltag helfen, Herausforderungen entspannter zu lösen und gelassener zu bleiben, auch wenn es mal stressiger wird.
Außerdem schafft dein Alleinsein Raum für Produktivität, da du hier den Fokus nur auf das hast, was du gerade machst - ohne Ablenkung von Außen. Viele Studien haben belegt, dass einer der größten Killer von Produktivität die Ablenkung durch andere ist. Denn wenn du gerade dabei bist z.B. einen Text zu schreiben und plötzlich klingelt das Handy, es ploppt eine neue Benachrichtigen auf oder jemand kommt ins Zimmer, dann nimmt dir das deinen Fokus. Es dauert fast 24 Minuten bis du wieder beim gleichen Punkt wie vor der Unterbrechung angekommen bist. Daher macht es Sinn, Handy und Co. auszuschalten, wenn du produktiv sein möchtest, Das fördert gleichzeitig auch deine Konzentrationsfähigkeit.
5. Du stärkst dein Selbstbeziehung
Indem du dir erlaubst öfter mit deinen Gedanken alleine zu sein und diese bewusst wahrzunehmen, hast du die Möglichkeit die Gespräche, die du mit dir führst, genauer zu untersuchen. Nicht selten fällt dir hierbei vielleicht auf, dass das, was du zu dir sagst, eher weniger förderlich ist.
Durch die Beobachtung deiner Gedanken kannst du für dich herausfinden, welche davon nicht wahr sind bzw. welche dich eher hemmen. Welche Gedanken möchtest du fördern, welche möchtest du loslassen? (Lies dazu gerne auch meinen Artikel zum "Mentalen Frühjahrsputz").
Das, was du über dich denkst, formt unter anderen dein Selbstbild. Und dein Selbstbild trägt zu deinem Selbstwert bei. Daher macht es durchaus Sinn herauszufinden, was du über dich denkst und dies zu hinterfragen. Du kannst so die Beziehung zu dir stärken, da du die Möglichkeit hast dir mit mehr Milde, Wohlwollen und Liebe zu begegnen.
Nutze die Zeit des Alleinseins um dir etwas Gutes zu tun. Koche dir dein Lieblingsgericht, mache Sport, gehe in die Natur oder probiere etwas Neues aus. Gestalte die Zeit mit dir wie ein Date.
Denn du hast es verdient, dass du dir diese Aufmerksamkeit schenkst. Mach es dir schön.
Wenn ich alleine bin, mag ich es sehr meine Gedanken aufzuschreiben. Ich liebe Stift und Papier und für mich hat Journaln schon viele erhellende Erkenntnisse gebracht und hilft mir einfach für meine eigene Reflexion.
Du kannst zum Beispiel ein Erfolgstagebuch schreiben und entweder jeden Tag oder einmal pro Woche/Monat deine 3 aktuellen Erfolge und Misserfolge aufschreiben und dich für diese feiern. Ja, auch die Misserfolge darfst du feiern. Denn sie geben dir die Möglichkeit zu lernen und zu wachsen. Vielleicht bist du sonst recht hart mit dir, wenn etwas schief geht. Mit dieser Übung kannst du aktiv an deiner Selbstliebe arbeiten und dir mit Liebe begegnen, auch wenn nicht alles wie geplant verläuft.
Du siehst, Alleinsein bringt einige Vorteile mit sich. Dir bewusst Zeit für dich zu nehmen ist ein wichtige für deine Selbstliebe, deine Produktivität und Kreativität und für deine Erholung. Als introvertierte Person tut mir diese Zeit für mich besonders gut, da ich so meine soziale Akkus wieder aufladen kann. Aber auch generell ist Zeit für dich eine gute Möglichkeit dich in Selbstfürsorge zu üben. Denn nur wenn dein Glas voll ist, kannst du auch gut für andere sorgen.
Wie verbringst du gerne deine Zeit alleine? Fällt es dir leicht, alleine zu sein? Teile deine Erfahrung gerne in den Kommentaren und lass uns plaudern.
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P.s.: Der Titel dieses Posts ist inspiriert von dem Buch "The perks of being a wallflower" von Stephen Chbosky - Wenn du es noch nicht gelesen hast, dann kann ich es dir sehr empfehlen. Du bekommst es unter anderem hier*
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